Unter Leitung des Pfarrers Bernhard Gewers von der Christus König Gemeinde Adlershof/Altglienicke wurde am 27.01. zum zweiten Mal ein Gedenkgottesdienst auf dem Städtischen Friedhof Altglienicke abgehalten. Selbstverständlich waren Klaus Leutner als Initiator des Erinnerungsortes GrabfeldU2, sowie weitere Mitglieder des Bürgervereins Altglienicke zugegen. Getragen wurde das Gedenken zum zweiten Mal von den Mitgliedern der Kirchengemeinde. Musik und Technik bestens von Herrn Segsa organisiert, führten über Instrumentalmusik über Kyrie, Lesung einer Offenbarung in Deutscher und Polnischer Sprache, zum zentralen Teil des Gedenkens, der Verlesung aller 1.360 Namen der Ermordeten und hier bestatteten Opfer des Naziregimes, hin zum „Vater Unser” und dem Schlusslied.
Nachdem im letzten Jahr die erstmalig stattfindende Veranstaltung im Regen von statten gehen musste, war das Wetter in diesem Jahr freundlicher gestimmt. Kein Regen löschte die vielen Kerzen, welche dem Anlass die entsprechende Atmosphäre verliehen!
Die Gemeindemitglieder sowie auch die Mitglieder des Bürgerverein Altglienicke sind sicher, dass dieser zutiefst humanistische Gedenktag, auch in Zukunft einen festen Platz in unserem gemeinsamen Gedenken an alle Opfer jeglicher Willkürherrschaft beibehält.
(Ronald Seiffert, Bürgerverein Altglienicke e.V.)
Am 21. Dezember 1952 nahm das Fernsehzentrum Berlin als erster deutscher Sender mit einem öffentlichen Tagesprogramm seinen regulären Sendebetrieb in Berlin-Adlershof auf. Dafür entwarf der Architekt Wolfgang Wunsch einen modernen weitläufigen Gebäudekomplex an der heutigen Moriz-Seeler Straße. Neben dem markanten Sendeturm setzte das erste und einzige deutsche Fernsehtheater einen weiteren baulichen Akzent. Da es in den ersten Jahren noch keine technische Möglichkeit zur Aufzeichnung gab, wurden Theater-, Musik- und Unterhaltungssendungen ab Dezember 1954 aus dem großen Saal direkt übertragen. Diese Stunde null des deutschen Fernsehens wurde maßgeblich durch junge Leute bestimmt, die aus unterschiedlichsten Berufen kommend das neue Medium wie in einem Versuchslabor auf seine Möglichkeiten untersuchten. Ab 3. Januar 1956, dem Tag der offiziellen Beendigung des „Versuchsprogramms”, schrieb der Deutsche Fernsehfunk dann weiter Fernsehgeschichte. Technische Neuerungen, bauliche Erweiterungen und eine stetige Differenzierung in der Programmgestaltung bestimmen diese ersten Jahre. Als staatliches Fernsehen der DDR den politischen Leitlinien verpflichtet, entstand ein Programm, bei dem neben Information und Unterhaltung gleichwohl künstlerische Qualität und hoher Bildungsanspruch maßgeblich waren. Mit dem Ende der DDR war auch das Ende des Fernsehens in Adlershof vorerst besiegelt. Am 31. Dezember 1991 war endgültig Schluss mit dem Deutschen Fernsehfunk (DFF). An dessen Stelle traten der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB), der später, fusioniert mit dem Sender Freies Berlin, der heutige Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wurde. Mecklenburg-Vorpommern übernahm der NDR in seinen Sendebereich. Die Berliner Ausstellungsmacher Claudia Opitz und Sebastian Köpcke haben anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Sendebeginns beim DFF die Ausstellung „Auf Sendung!” kuratiert und gestaltet. Im einstigen Fernsehtheater bringt das Theater Ost heute wieder Kunst und Kultur auf die Bühne. Seit 15. Januar 2023 erinnert die Ausstellung hier an die Geschichte des Ortes, des DDR-Fernsehens und das Wirken seiner Mitarbeiter. Geöffnet ist immer an Vorstellungstagen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn und zu den Kassenöffnungszeiten Montag 14 bis 19 Uhr und Donnerstag 13 bis 18 Uhr.
Mehr Informationen unter: www.ok-projekt.de
(Text von Joachim Schmidt vom Dörferblick)
Schon seit geraumer Zeit kamen Hinweise, dass es diesen Ort unweit unserer Schule tatsächlich gibt: auf einem Teil des Altglienicker Friedhofes wird polnischer Zwangsarbeiter gedacht, die während der Zeit des Nationalsozialismus, genauer des Zweiten Weltkrieges, ausgebeutet, gequält und auch ermordet worden sind.
Unsere Schule hatte einen Anteil an einer Neugestaltung des Areals, die federführend von Schülerinnen und Schülern des Archenhold-Gymnasiums umgesetzt wurde.
Einen Namen muss ich in diesem Zusammenhang zuallererst nennen: Bronislawa Czubakowska, ein Mädchen aus dem polnischen Zgierz, das 1942, nur vierundzwanzigjährig, in Berlin-Plötzensee mit dem Fallbeil ermordet wurde. Sie lebte vom 9.7.1916 bis zum 15.8.1942.
Ein Beleg für das Leben dieser jungen polnischen Frau ist die Broschüre „Ein polnisches Menschenschicksal - Losy Polaków“, ein Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, verfasst unter Leitung von Frau Dr. Almuth Püschel. Bei der Recherche hilfreich war wieder Gerd Lüdendorf, der mir einen Zeitungsartikel zum Thema zusandte. Richtig voran brachte uns aber Klaus Leutner, der uns ein Exemplar der Dokumentation „Standorte und Topographie der Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager in Berlin und Umland. 1939-1945“ von 1999 zur Verfügung stellte.
Diese Dokumentation ist sehr umfangreich, erschreckend umfangreich war, und diese Erkenntnis traf uns sehr, das Ausmaß der Zwangsarbeit in unmittelbarer Nähe unserer Wohn- und Lernorte!
Es ist irrig anzunehmen, dass nur große Konzerne Zwangsarbeiter:innen beschäftigten, nein, auch in viel kleineren, überschaubaren Zusammenhängen wurden diese Menschen völlig rechtlos gehalten, der Willkür ihrer Peiniger ausgeliefert. Es haben sich so viele Fragen ergeben, die im Zuge der Projektarbeit bei den Jungs und Mädchen aufkamen, nicht nur nach dem Alltag und der Herkunft der Menschen, sondern auch nach Kindern, Geschwistern, die getrennt wurden von ihren Eltern und ihren Familien.
Unter fachlicher Anleitung des Berufsfotografen Georg Krause, der auch in Treptow-Köpenick beheimatet ist, forschten die Schüler:innen des Leistungskurses Kunst im Rahmen ihres Fotografiesemesters an einigen Orten der Zwangsarbeit. Diese Dokumentation hat große Lücken, weil das Ausmaß der Zwangsarbeit gewaltig war.
Viele Orte lassen heute nicht mehr erahnen, welche Schicksale sie einst bargen. Umso wichtiger ist, dass sie nicht vergessen werden.
Das ist ein Fotoprojekt, bei dem die Jugendlichen Orte der Zwangsarbeit und im Spannungsfeld dazu sich selbst fotografiert und alles in einem Booklet zusammengefasst haben.
(Matthias Koenig, November 2022)
Voll der Osten. Leben in der DDR” ist eine Fotoausstellung von Harald Hauswald mit Texten von Stefan Wolle. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der OSTKREUZ Agentur der Fotografen. Diese Ausstellung zeigt gerade das vom Bürgerverein Altglienicke e.V. betriebene Altglienicke Museum im Flur des 1. Stockwerks im Bürgerhaus Altglienicke in der Ortolfstraße 182. In den achtziger Jahren zog Harald Hauswald durch Ost-Berlin und fotografierte, was ihm vor die Linse kam. Er knipste, was andere Fotografen übersahen oder für uninteressant hielten: Kleine Szenen des Alltags, einsame und alte Menschen, verliebte junge Pärchen, Rocker, Hooligans und junge Leute, die sich in der Kirche für Frieden und Umweltschutz einsetzten. Die OSTKREUZ Agentur der Fotografen und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur laden mit der Ausstellung „Voll der Osten. Leben in der DDR” zu einer Bilderreise in die Zeit der Teilung ein. Gezeigt wird eine ungeschminkte DDR-Realität, an die sich heute selbst Zeitzeugen kaum mehr erinnern. Die Ausstellung präsentiert auf 20 Tafeln über 100 bekannte und unbekannte Fotos von Harald Hauswald. Die Texte der Ausstellung hat der Historiker und Buchautor Stefan Wolle verfasst, der wie der Fotograf in der DDR wachsen ist. Die Ausstellungstafeln verlinken mit QR-Codes zu kurzen Videointerviews im Internet, in denen der Fotograf darüber berichtet, wie und in welchem Kontext das jeweils zentrale Foto der Tafel entstanden ist. Die am 17. September zu 20 Jahre Bürgerhaus eröffnete Ausstellung ist das ideale Medium, um dazu einzuladen, den Alltag in der DDR der achtziger Jahre kennen zu lernen. Angeschaut werden kann sie immer werktags, wenn das Bürgerhaus Altglienicke geöffnet ist, zudem zu den Öffnungszeiten des Altglienicke Museums jeden letzten Sonntag eines Monats von 14 bis 17 Uhr.
(Text und Foto von Joachim Schmidt vom Dörferblick)