Geschichte und Entstehung der Straßenbahn in Altglienicke

Bevor es die Straßenbahn in Glienicke (jetzt Altglienicke) gab und gebaut wurde, mußten die Glienicker um zur Bahn zu gelangen einen Fußmarsch auf sich nehmen. Die Bahntrasse entlang des Adlergestells blieb auf 1,5 Kilometer Distanz zum Ortskern. Der Bahnhof Adlershof lag noch einen Kilometer weiter weg. Die Bevölkerung wuchs unvermindert weiter und man wollte an der Bahn nach Berlin teilhaben. Im Jahr 1885 erhielt das Dorf Glienicke vom Bahnunternehmer Bethel Henry Strousberg einen zusätzlichen Haltepunkt " Glienicke" an der Kreuzung Köpenicker Str Ecke Adlergestell. An dieser Haltestelle hielten täglich 72 Züge und dabei stiegen 500- 600 Personen ein und aus.
Das Dorf Glienicke wuchs und zusätzliche Ansiedlungen erfolgten. Der Eigentümer der Görlitzer Bahn Strousberg ging pleite und die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung als Vörgänger der Deutschen Reichsbahn übernahm die Strecke. Denen war die Haltestelle Glienicke zu wenig frequentiert, obwohl der Ort schon 3000 Einwohner hatte und die Entfernung zum Bahnhof Adlershof zu gering, so dass am 15.Juli 1894 nach nur neun Jahren der Haltepunkt wieder geschlossen wurde. Die Empörung war damals groß und man beklagte, dass viele Glienicker nach Adlershof wegzogen, obwohl es dort höhere Mieten gab. Aber man sparte ja einen halbstündigen Fußmarsch. Auch die Umbenennung des Adlershofer Bahnhofes in "Adlershof-Glienicke" war da nur ein schwaches Trostplaster. Nach mehr als einem Jahrzehnt und heftigen Diskusionen ging die Teltower Kreisbahn an die Planung einer 2,5 Kilometer langen Straßenbahnstrecke zwischen Adlershof und dem heutigen Altglienicke. 245.000 Mark kostete damals der Abschnitt. Da der Teltowkanal (eröffnet am 5.06.1906) für die Straßenbahn ein Hindernis darstellte, wurde eine 48,4 Meter lange und 14,0 Meter breite Brücke gebaut. Diese Brücke erhielt den Namen des Adlershofer Rittmeisters Hans von Oppen. Diese Brücke (Kanalbrücke) öffnete Dornröschen das Tor, weil sie die Straßenbahn in den Ort hineingelangen ließ. Und im Jahre 1909 bildete die Teltower Kreisbahn einen dritten Betriebsteil -die Straßenbahn Altglienicke (Kirche) - Adlershof-Altglienicke Bahnhof, die am 5. Juni 1909 um 4.17 Uhr auf einer normalspurigen, elektrifizierten Strecke von zwei Kilometer Länge den Betrieb aufnahm.

Köpenicker Strasse
Köpenicker Strasse
Altglienicker Straßenbahndepot um 1910 (heute Semmelweissstr. 34)
Altglienicker Straßenbahndepot um 1910 (heute Semmelweissstr. 34)

Die Strecke endete zunächst noch hinter der Altglienicker Kirche in der Friedrichstr. (heute Semmelweisstr). Dort exestierte eine Rangierschleife und ein Straßenbahndepot für vier Züge. Das Depot wurde im letzten Weltkrieg zerstört. Heute befinden sich hier noch einige der wenigen Spuren von der Existenz einer Straßenbahn im Ort. Auf der immer noch maroden Altglienicker Brücke, wo der Straßenverkehr heute in der Köpenicker Str. über eine Behelfsbrücke geführt wird und im ehemaligen Depot neben der Siedlung " Erlengrund" liegen immer noch Schienen in der Erde. Diese Strecke verlief über 2,3 Kilometer und dauerte sechs Minuten.In der Friedrichstraße (heute Semmelweissstr.) ging es über eine Rangierschleife und so konnte sie erneut auf die eingleisige Strecke gehen. Wollten die Glienicker in die Stadt Köpenick fahren, so mußten sie umsteigen.
Heute hinter ein verwildertes Grunstück an der Semmelweissstr. 34 (ehemals Friedrichstr.) lag damals das Straßenbahndepot, wo heute noch alte Straßenbahnschienen zu sehen sind. 1920 gliederte sich die Teltower Kreisbahnen an die Berliner Straßenbahnen (Groß Berlin) und so enstand ein einheitliches Liniennetz. Somit konnten die Altglienicker nach Köpenick fahren ohne umzusteigen. Die Fahrt von Friedrichshagen nach Altglienicke Kirche stand nichts mehr im Wege, und das mit der Liniennummer 184. Diese Bezifferung bestand vom 1.7.1921 bis 1.12.1922 und später erhielt sie die Nr. 84 die 70 Jahre so blieb. Die Straßenbahn beförderte mehr Fahrgäste, weshalb die Strecke bis zur Straße Am Falkenberg/ Ecke Preußenstraße am 11.12.1928 verlängert wurde. Der Platz der Wendeschleife wo die Straßenbahn gewendet hat, ist heute noch vorhanden. Leider ist davon heute nicht mehr viel zu sehen.


Nur die Einfahrt und das kleine Haus sowie die grosse Wendeschleife ist heute noch zu erahnen bzw. zu erkennen. Die Wendeschleife besteht heute nur noch aus Rasen. Im alten Wärterhaus befinden sich noch Tische und Stühle sowie ein alter Schrank
Mit dem dritten Kriegsjahr, ab 1943, wurde das Selbstverständliche zur Ausnahme. Eines der Schienenpaare mußte sich zu Munition verarbeiten lassen, Bomben zerstörten die Oberleitungen im Ortskern.
Am 19.04.1945 wurde die Kanalbrücke gesprengt und die Straßenbahn saß in der Falle. Die Altglienicker mußten sich wie in grauen Vorzeiten auf ihre Beine verlassen. Im Jahr 1949 wurde die im Wasser liegende Brücke gehoben und instandgesetzt. Am 14.10.1950 erreichte die Straßenbahn 84 wieder den Ort, nachdem sie in den Jahren zuvor ihren Endpunkt vor der zerstörten Brücke hatte.
Die Brücke blieb ein Unsicherheitsfaktor. 1967/68 wurde die Brücke erneut repariert und rekontruiert. Das endgültige Aus für die Brücke war am 31.12.1992. Somit war es auch das Aus für die Straßenbahn "84" . Ganz Altglienicke trauerte um seine Straßenbahn. Obwohl vorher mehrere Buslinien eröffnet worden waren, die den Ort durchkreuzen, nur keine folgt der Linienführung der 84 haargenau.
Zu DDR Zeiten überlegte man, ob man die Strecke bis zum Bahnhof Grünau verlängern sollte und an die dortige Uferbahn "86" die heutige 68 angeschlossen wird. Dies blieb aber unrealisiert.

Hier ein paar neue Bilder von der Tram 84 in Altglienicke und Köpenick aus dem Jahre 1991/92

Herzlichen Dank für die Bilder geht an Herr Frank Hohmann und Herr Uwe Berger