Stolpersteine in Baumschulenweg 2. Auflage erschienen

Inzwischen erinnern bereits 23 golden glänzende Betonquader an Bürgerinnen und Bürger aus Baumschulenweg, die dem NS-Terror zum Opfer fielen. Es sind viele die sich dafür einsetzen und das diese nicht vergessen werden. Andreas Freiberg, der Hobby-Forscher von Baumschulenweg ist einer von Ihnen. Seit Jahren taucht er ein in das Leben der Verfolgten, sucht nach Dokumenten in Archiven, macht Hinterbliebene und Zeitzeugen ausfindig, hält Vorträge und organisiert- unterstützt vom Bund der Anifaschisten Treptow sowie Einzelpersonen-die feierliche Einweihung der Steine.
Um an die deportierten Frauen und Männer aus Baumschulenweg zu erinnern, gibt es nun die bereits 2. erweiterte Auflage dieser Broschüre 
Diese beinhaltet auch die Verlegung der Stolpersteine vom 06.10.2020.
Für Interessenten ist diese Broschüre kostenlos erhältlich in Baumschulenweg im Büchereck oder im Cafe Behring.
Einige Exemplare sind im neuen Jahr auch im Altglienicke Museum erhältlich. 
(Recherchiert von Andreas Freiberg)


Der Fälscher von Baumschulenweg - Ein Stolperstein für den Widerstandskämpfer Fritz Hasselhuhn

Aus Anlass seines 110. Geburtstages wird in diesem Jahr vor dem ehemaligen Wohnhaus des Widerstandskämpfers Fritz Hasselhuhn in der Kiefholzstraße 177 ein Stolperstein verlegt. Fritz Hasselhuhn wurde am 05. Mai 1910 in Berlin-Baumschulenweg geboren und wuchs dort bei seiner Mutter auf. Er erlernte den Beruf eines Grafikers. Bereits 1930 trat er der SPD, vorher war er Mitglied der SAJ und Mitglied im Arbeitersportverein „Fichte“. Als sich die SAP gründete (eine Partei zwischen KPD und SPD), schloss er sich dort an und war hier auch als Funktionär tätig. Nach 1933 beteiligte sich Fritz Hasselhuhn bei Nutzung seiner beruflichen Kenntnisse an der Herstellung von illegalem Material. Seine Wohnung in der Kiefholzstraße 177 in Baumschulenweg diente als Treffpunkt von Widerstandskämpfern. Hasselhuhn wurde 1939 zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Krieg gegen Frankreich teil. Nach kurzem „Wirtschaftsurlaub“ bei der Firma Telefunken wurde er im Februar 1941 erneut einberufen und im besetzten Dänemark stationiert. Im März 1942 wurde ein Verfahren wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ gegen ihn eingeleitet, das aber im Juni 1942 durch das Reichskriegsgericht „bis zur Beendigung des Kriegszustandes“ ausgesetzt wurde. Am 23.Oktober 1942 setzte sich Hasselhuhn von der Truppe ab und desertierte. Vorher hatte er aus der Schreibstube Dienstausweise und –stempel, Fahrscheine und für 2 Wochen Urlaubsmarken für die Flucht entwendet. Bei einem befreundeten Ehepaar hatte er einen Koffer mit Zivilkleidung untergestellt. Fritz Hasselhuhn lebte nun illegal in Berlin und wohnte abwechselnd in kleinen Hotels in der City. Er verschaffte sich neue Papiere mit dem Namen „Heinz Jürgensen“ und arbeitete vorübergehend als Lithograph bei einer Berliner Firma. Noch einmal zog es ihn nach Dänemark. Von Dezember 1942 bis Januar 1943 lebte er als dänischer Zivilist in Kopenhagen unter dem Namen „Paulsen“ und schlug sich mit Handelsgeschäften durch. Vergeblich hoffte er, nach Schweden zu entfliehen. Da er neue Papiere benötigte, kehrte er nach Berlin zurück. Im Februar 1943 bestellte er, angeblich im Auftrag von Telefunken, bei einem ihm bekannte Drucker tausend Blanko-Werksausweise.

Es gelang ihm, aus der Druckerei weitere Ausweisformulare verschiedener Rüstungsbetriebe mitgehen zu lassen. Er konnte sich jetzt als „Heinz Jürgensen“ , Mitarbeiter der Hermann-Göring-Werke, ausweisen. Mit den gefälschten Werksausweisen von Telefunken begann Hasselhuhn weitere Aktionen. Die Abnehmer seiner Papiere waren „untergetauchte“ Juden. Mindestens 16 Berliner Juden vermochte er dadurch wenigstens zeitweilig das Überleben im Untergrund zu sichern. Am 20.Juli 1943 wurde Fritz Hasselhuhn im Pichelsdorfer Wassersportheim verhaftet. Kurz zuvor war dieses Treffen zur Übergabe von falschen Papieren von der Gestapo verraten wurden. Am 20.Oktober wurde Hasselhuhn vom Gericht der Wehrkommandantur Berlin in der Lehrter Straße wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt und am 13. Dezember 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet. Sein Urnengrab befindet sich auf dem Friedhof Baumschulenweg im Feld A2. 

(Text und Fotos wurden von Andreas Freiberg (Heimatforscher) zur Verfügung gestellt)


Eine Aktion des Bürgervereins Baumschulenweg: Eine Blume am 08.08.2020 für die Opfer des Nationalsozialismus in Baumschulenweg.

George und Gertrude Heinsius
George und Gertrude Heinsius
Albert Byck
Albert Byck

Detmar und Loiuse Prinz
Detmar und Loiuse Prinz
Arthur und Maly Paude
Arthur und Maly Paude
Heinrich, Emma, Alfred und Erika Selbiger sowie Käte Mugdan
Heinrich, Emma, Alfred und Erika Selbiger sowie Käte Mugdan
Albert Lerner
Albert Lerner
Anna Sophie und Käte Hilde Jacobi sowie Hermann und Emma Bry
Anna Sophie und Käte Hilde Jacobi sowie Hermann und Emma Bry
Dr. Hellmut Späth
Dr. Hellmut Späth

Heinrich Selbiger vor dem Haus Güldenhofer Ufer 10
Heinrich Selbiger vor dem Haus Güldenhofer Ufer 10

(Fotos wurden von Andreas Freiberg (Heimatforscher) zur Verfügung gestellt)


Jubiläum in Zeiten von Corona: Späth’sche Baumschulen werden 300

Späth’sche Baumschulen: Historisches Herrenhaus von 1874, (Foto: Daniela Incoronato)
Späth’sche Baumschulen: Historisches Herrenhaus von 1874, (Foto: Daniela Incoronato)

Am 11. September 1720 erwarb Christoph Späth für 300 Taler vor den Stadtmauern Berlins ein erstes Grundstück an der Straße Am Johannestisch östlich des Halleschen Tors in Kreuzberg, um zum Verkauf vor allem Obst und Gemüse anzubauen. Seine Aufzucht wurde derart populär, dass mehrmals der preußische König Friedrich Wilhelm I. persönlich vorbeiritt und ihm letztlich den königlichen Titel eines „Kunstgärtners“ mit vollen Bürgerrechten verlieh. Nach seinem Tod 1746 führte Sohn Carl Späth den Betrieb weiter. Um den Pflanzenanbau zu erweitern, verlegte er 1760 den Betrieb in die nordöstlich gelegene Luisenstadt auf ein zwei Hektar großes Areal, das sich zwischen heutiger Köpenicker Straße und Wrangelstraße, Manteuffelstraße und Bethaniendamm erstreckte. 1792 folgte Sohn Friedrich und 1831 übernahm wiederum dessen Sohn Ludwig Späth die Gärtnerei. Der verlegte den Schwerpunkt des Familienbetriebes auf das Züchten von Blumen und Topfpflanzen, die nun überregional Abnehmer fanden, sogar bis nach Paris. 1863 ging der Betrieb weiter an Sohn Franz Späth und da es angesichts des wachsenden Wohnungsbaus im heutigen Kreuzberg auch hier zu eng wurde, erwarb dieser in den folgenden Jahren noch weit außerhalb Berlins gelegen Flächen von insgesamt 60 Bauern auf den Britzer Wiesen im heutigen Ortsteil Baumschulenweg. Unter Franz Späth entwickelte sich das Unternehmen mit einer bepflanzten Fläche von 120 Hektar zur größten Baumschule der Welt. Ein repräsentatives Herrenhaus wurde 1874 auf dem Gelände errichtet, ebenso daneben durch den Berliner Stadtgartendirektor Gustav Meyer ein Arboretum im englischen Gartenstil angelegt. 1912 folgte Franz‘ Sohn Hellmut Späth, ein promovierter Botaniker, der die Baumschule weiter zu einem international gefragten Unternehmen ausbaute und 1945 von den Nationalsozialisten im KZ Sachsenhausen ermordet wurde. Unter dem nachfolgenden SED-Regime in der DDR wurden die Kinder von Hellmut Späth als siebte Generation des Familienbetriebs enteignet, der Betrieb 1949 in sogenanntes Volkseigentum überführt, letztlich unter dem Namen „Volkseigenes Gut Saatzucht Baumschulen“. Nach der Wiedervereinigung folgte eine jahrelange juristische Auseinandersetzung mit der Treuhandgesellschaft um die Rückübertragung, bis erst im Frühjahr 1997 eine Erbengemeinschaft um unter anderem Manfred Späth, Sohn von Hellmut Späth, die Späth’schen Baumschulen zurückerhielt. Diese wird unterdessen von einem Konsortium aus vier Gesellschaftern geführt. Gegründet 1720 sind die Späth’schen Baumschulen mit einer langen Familientradition das älteste Unternehmen Berlins. Darum wurde schon vor langem begonnen, Feierlichkeiten zum 300-jährigen Jubiläum 2020 vorzubereiten. Der Auftakt ins Jubiläumsjahr „300 Jahre Späth“ ist allerdings von der Coronavirus-Pandemie geprägt. Trotz großer Unterstützung seitens des Bezirksamtes Treptow-Köpenick, die im Mai anstehenden Veranstaltungen auf dem historischen Gelände doch noch möglich zu machen, haben sich die Späth’schen Baumschulen nun zur Absage des Gartenmarktes „Späth’er Frühling“ entschieden.

Der Gartenmarkt sollte eigentlich am 9. und 10. Mai stattfinden. Der ebenfalls im Mai geplante Töpferkunstmarkt wird auf Ende August verschoben. Geschäftsführer Holger Zahn erklärte dazu: „Eine traditionsreiche Veranstaltung wie unseren Gartenmarkt ‚Späth’er Frühling‘ ausgerechnet im Jubiläumsjahr abzusagen, schmerzt. Doch die Gesundheit hat Vorrang – und die sehen wir für unsere Besucherinnen und Besucher, Mitarbeiter und Aussteller am besten gesichert, wenn wir den Gartenmarkt nicht stattfinden lassen – auch nicht in kleinerem Format. Dabei bedanken wir uns ausdrücklich beim Bezirksamt Treptow-Köpenick und namentlich bei Bezirksbürgermeister Oliver Igel für seinen Einsatz. Für unser Jubiläum ‚300 Jahre Späth‘ konzentrieren wir uns nun auf die zentralen Feierlichkeiten beim Traditionsfest im September.“

 Späth’sche Baumschulen: Ort für eine faszinierende Entdeckungsreise (Foto: Daniela Incoronato)
Späth’sche Baumschulen: Ort für eine faszinierende Entdeckungsreise (Foto: Daniela Incoronato)

Mit dem Traditionsfest, das für den 19. und 20. September geplant ist, wollen die Späth’schen Baumschulen ihre Gründung vor 300 Jahren feiern. Anlässlich ihres 300. Geburtstags geben die Späth’schen Baumschulen das neue Späth-Buch heraus, das die Unternehmensgeschichte von 1720 bis heute vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeitepoche beschreibt.

Das ganze Jahr hindurch erinnern die Späth’schen Baumschulen auf ihrem historischen Gelände in Berlin-Treptow immer wieder an ihr Jubiläum „300 Jahre Späth“. So blühen aktuell 300 Tulpensorten aus aller Welt in einer großen Tulpenschau. Zu den Öffnungszeiten des Pflanzenverkaufs ist eine Ausstellung mit Baumschulgeräten aus verschiedenen Jahrhunderten und die Ausstellung „Pflanzenjäger und ihre grünen Leidenschaften“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Baumschulmuseum zu sehen. Die gärtnerischen Angebote der Späth’schen Baumschulen sind täglich geöffnet. Dazu gehören der Pflanzenverkauf mit reichhaltigem Sortiment vor der historischen Packhalle, der Kräutergarten mit vor Ort gezogenen Kräutern und Gartendeko-Ideen, der Hofladen mit regionalen Spezialitäten und Geschenkideen und die Schaugärten auf dem Gelände: Fertighecken, Gräser, Rhododendron, Hortensien, Natursteine. Aufgebaut werden auch die jahreszeitlichen Pflanzenschauen. Dazu gehören neben der Tulpensortenschau im April und Mai die Rosenwochen im Juni, der Staudensommer bei Späth im Juli, die Dahlienschau im August und September und die Kürbisausstellung im Oktober. Das Hofcafé Späth ist dagegen geschlossen. Ebenfalls können Angebote wie der Winzerausschank im Späth’en Weingarten, die wöchentliche „Live-Musik im Weingarten“ und das „Tanzen in der Baumschule“, außerdem der monatliche Gärtner-Treff „Der grüne Daumen“ bis auf weiteres nicht stattfinden. Sobald die Späth’schen Baumschulen ihren gastronomischen Betrieb im Hofcafé Späth wieder aufnehmen können, wird auch der Weingarten mit seinen regelmäßigen Veranstaltungen eröffnet. Aktuelle Informationen zu Veranstaltungen und gärtnerischen Angeboten in den Späth’schen Baumschulen sind auf der Website zu finden: www.spaethsche-baumschulen.de.

(Text wurde vom Dörferblick von Joachim Schmidt zur Verfügung gestellt.)


Da steht ein Stein am Rande der Spree ....

(Zum Vergrößern auf das Bild klicken - Ein Ausschnitt aus der Seniorenzeitung Treptow-Köpenick - Ein Beitrag von Andreas Freiberg)


Stolperstein Nr. 17 und 18 in Berlin-Baumschulenweg verlegt

Am 16.03.2018 wurden vor dem Haus Baumschulenstraße 90/91 (Ecke Kiefholzstr. bzw. Mörikeapotheke) 2 Stolpersteine für das Ehepaar Gertrude und Georg Heinsius verlegt. Mittlerweile sind es insgesamt 18. Seit Anfang der 30-iger Jahre bis 1938 wohnte und praktizierte Dr. Georg Heinsius in diesem Haus, möglicherweise dort, wo sich auch jetzt Arztpraxen befinden. Bereits am 01.04.1933 im Rahmen des Judenboykotts gegen Geschäfte, Rechtsanwälte und Ärzte wurde seine Praxis von der NSDAP bedrängt. Nur wenige Monate später verlor er die Kassenzulassung und durfte als praktischer Arzt nur noch jüdische Bürger behandeln. So zog er 1938 nach Kreuzberg in die Wrangelstr. 49 und richtete sich hier neu ein. Aber auch hier wurde er diskriminiert, so dass das Ehepaar wenige Wochen vor Beginn des 2. Weltkrieges nach New York in die USA emigrierte. Doch der Umzugscontainer mit seiner gesamten ärztlichen Ausrüstung und alle Wohnungsgegenstände wurden durch die Gestapo konfisziert. Er sah so keinen Ausweg mehr und verübte 1941 im Alter von 59 Jahren Selbstmord. Seine Ehefrau Gertrude arbeitete noch einige Jahre in NY als Sekretärin in verschiedenen Arztpraxen und verstarb 1965. Recherchiert wurden die Angaben von dem Hobbyhistoriker Andreas Freiberg, die Anregung kam jedoch von 2 Hausbewohnern. Diese finanzierten auch einen Stolperstein, der zweite wurde von Katalin Gennburg (Die Linke) gesponsert.An der Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig nahmen ca. 30 vorwiegend Baumschulenweger Bürger Anteil. Es ist vorgesehen, im III. Quartal eine Broschüre zu den Schicksalen dieser 18 Personen zu veröffentlichen. Insgesamt gab es in Baumschulenweg ca. 90 jüdische Personen und Geschäfte.

rechts: Andreas Freitag, links: Gunter Demnig
rechts: Andreas Freitag, links: Gunter Demnig

Das „Büchereck“ in Baumschulenweg mit neuer Adresse

Erstveröffentlichung im "Plänterwald-Blatt"

Vielleicht haben es schon einige bemerkt, dass das beliebte „Büchereck“ in Baumschulenweg Anfang November 2017 umgezogen ist.

Aber nur wenige Meter weiter zur gegenüberliegenden Ecke Baumschulenstr 96 / Ekkehardstr. 1.

Vorher war da das Büro vom Bundestagsabgeordneten Matthias Schmidt.

Notwendig war dieser Umzug, da eine (fristgerechte) Kündigung erfolgte.

Die Aktion erfolgte mit aktiver Unterstützung einiger Kunden sowie aus dem Bekanntenkreis der Familie Krüger.

Die Räumlichkeiten wirken größer, sind aber vor allem heller und übersichtlicher.

Manches muss noch optimiert werden, aber Rom und Baumschulenweg ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden.

Der kleine Laden hat in dem über 100 Jahre alten Haus eine wechselnde Geschichte, in den 30-iger Jahren war da ein Cafe drin, auch werden Erinnerungen an das legendäre „Cafe Ulla“ wach …

        Text und Fotos von Andreas Freitag  

Mehr Informationen über das Büchereck, einfach auf das Bild klicken
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Stolpersteinverlegung an der Köpenicker Landstraße


Die Gedenkveranstaltung dazu ist um 18.00 Uhr im Klub im Kietz Rodelbergweg /Scheiblerstraße.

Prellsteine – Zeugnisse der Verkehrsgeschichte

Es gibt sie noch, die markanten „Prellsteine“ in Toreinfahrten und manchmal auch als Ecksteine an Gebäuden bei engen Straßen.

Sie erfüllten einmal eine wichtige Funktion: Das Schützen der Toreinfahrten oder Gebäudeecken vor Beschädigungen.

Sie sind entweder naturbelassen als Feldstein oder rund gehauene Steine aber auch aus Metall mit meist einer geschwungenen Form. Wenn ein Pferdewagen bei der Ein- oder Ausfahrt nicht die Kurve bekam, stieß das Wagenrad gegen den Prellstein, ohne die Mauer zu beschädigen.

(Das Wort „prellen“ hat eine mehrfache Bedeutung, so eben auch „federnd“ aufschlagen).

Meist im Zuge der Sanierung der Häuser wurden diese Prellsteine entfernt, oder eben auch manchmal belassen. Wer aufmerksam auch durch die Straßen von Treptow oder anderen Stadtteilen Berlins geht, kann sie noch manchmal entdecken.

Auch wenn heute keine Pferdewagen auf städtischen Straßen mehr fahren, die wenigen noch existierenden Prellsteine verdienen es, erhalten zu bleiben. (Text und Fotos von Andreas Freiberg, Baumschulenweg im Januar 2017)

 


E.B.S. – die fast vergessene Motorradfirma

Ich denke, den meisten Lesern wird das Kürzel E.B.S. kein Begriff mehr sein. Diese Abkürzung steht, im Zusammenhang mit dem Ortsteil Baumschulenweg, für eine ehemalige Motorradfabrik. Die Firma Ernst Bauermeister und Söhne – so der vollständige Name – wurde um 1923 bekannt. Der Ingenieur Ernst Bauermeister war schon im Jahre 1912 Betriebsleiter und Mitinhaber der „Berliner Motorenfabrik und Bauermeister“.

Die hatte ihren Sitz in der Köpenicker Straße 18/19 in Kreuzberg und fertigte Motoren verschiedenster Art, das heißt Rohöl-, Petroleum-, Benzol- und Benzinmotoren, sowohl für den stationären als auch für den mobilen Einsatz. Am 6. September 1917 erwarb Bauermeister das noch brachliegende Grundstück in der heutigen Behringstraße 50-56, um dort ein neues und größeres Fabrikgebäude für seine Firma zu errichten. Im selben Jahr plante man einen viergeschossigen Bau. Aber im Juli 1918 wurde kriegsbedingt beschlossen und baupolizeilich beantragt, nur zwei Stockwerke zu realisieren. Wahrscheinlich spielten auch die Kosten bei der Planungsänderung eine erhebliche Rolle. Die restlichen beiden Geschosse sollten später folgen. Bereits 1919 konnte das Büro-, kurz danach das Fertigungsgebäude zur Nutzung übernommen werden.

In den Plänen ging man auch auf die zu erwartende Zahl an Arbeitnehmern ein. Diese gaben die Planer mit 60 bis 75 Beschäftigten je Etage an. Auch mussten schon im Jahre 1917 behördliche Vorschriften bezüglich der Waschmöglichkeiten und Toiletten für die Arbeitnehmer erfüllt und in den Produktionsstätten bereitgestellt werden.

Während des noch tobenden Krieges sollte rund um die Uhr, in Friedenszeiten in zwei Schichten gearbeitet werden.

 

Die „Berliner Motorenfabrik“ wurde ab 1920 nur noch unter dem Namen Ernst Bauermeister geführt und produzierte jetzt als „E.B. Berliner Motoren- und Maschinenfabrik“ stationäre sowie Fahreinbau-Motoren eigener Konstruktion.

Demzufolge müsste Bauermeister zu dieser Zeit ungefähr 250 bis 300 Mitarbeiter beschäftigt haben und wäre somit ein recht großer Arbeitgeber in Baumschulenweg gewesen.

 Ab 1924 arbeiteten seine Söhne Ernst und Rudolf im Unternehmen mit. Aus diesem Grund wurde der Firmenname in „Ernst Bauermeister und Söhne“, kurz „E.B.S.“ geändert. Am 12. Juli desselben Jahres brachte Bauermeister zwei Maschinen eines neu entwickelten Motorradmodells mit einem 220-Kubikzentimeter-Motor, mit im Kopf hängenden Ventilen (Seitenverteiler), bei einem Motorradrennen in Swinemünde an den Start. Die Fahrer waren Fritz Putins und Otto Flick aus Berlin. Von Flick ist bekannt, dass er aus Johannisthal stammte. Beide blieben jedoch sieglos. Die erreichte Leistung der Motorräder diese noch recht jungen Firma war aber dennoch beachtlich, wenn man bedenkt, dass Putins drei von sechs zu fahrenden Runden an der Spitze lag und nur wegen eines Reifenschadens aufgeben musste

Der Firmeninhaber erkannte zu dieser Zeit, dass die Qualität eines Produktes allein nicht immer ausreicht, um es zu verkaufen zu können.

So setzte er auf Werbung, und man konnte seit 1925 zahlreiche Reklameanzeigen in verschiedenen Presseerzeugnissen finden. Ab 1926 gewährte Bauermeister auf die Fahrgestelle seiner Motorräder bereits fünf Jahre Garantie gegen Rahmenbruch. Bei den Motoren wurde auf die besonders ausgewählten Materialien sowie deren Haltbarkeit hingewiesen. Auch die ergonomisch günstige Form des Lenkers und der Bedienhebel hob der Hersteller besonders hervor.

E.B.S. baute neben Touren- und Sportmotorenrädern auch so genannte Lastenräder, die die Firma mit unterschiedlichen Motoren und Aufbauten anbot. Es gab Dreiräder von 200 bis 600 Kilogramm Nutzlast. Der Preis im Jahre 1926 betrug für ein Pritschen-Dreirad 1.600 Reichsmark.

Für eine EBS Motorrad-Droschke mussten bis zu 3.200 Reichsmark aufgebracht werden.

Als Antriebseinheit verwendete Bauermeister bei seinen Fahrzeugen bis zum Ende des Jahres 1928 nur Viertaktmotoren eigener Konstruktion von 200 bis 800 Kubikzentimetern.

Die größte gebaute Maschine war Anfang 1929 die „EBS 800“ mit einem 800 Kubikzentimeter-Zweizylindermotor. Dieses Modell 800 wurde in der Werbung als die schnellste und zuverlässigste Maschine bei der Belziger Dauerprüfungsfahrt beschrieben und kostete 1.600 Reichsmark. Im Kaufkraftvergleich läge der Preis heute wahrscheinlich zwischen 5.600 und 6.400 Euro, weil die Maschinen als Luxusartikel betrachtet werden müssten.

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Als weitere Ergänzung wurde ein Seitenwagen aus eigener Fertigung für die Motorräder angeboten.

Die 200er Modelle waren nach den damaligen rechtlichen Vorschriften steuer- und führerscheinfrei. Dasselbe galt natürlich auch für die Lastenräder vom Typ LR 200. Ende des Jahres 1928 erscheint die erste Werbung für die EBS-Motorräder mit zugekauften Einbaumotoren von den Firmen Villiers und Blackburne aus England. Diese gab es als Zwei- oder Viertakter. Sie kamen ab 1929 in den Verkauf.

Die „EBS 200“ mit Zweitaktmotor, Dreiganggetriebe und Tigerfedergabel kostete 775 Reichsmark, die Ausführung mit dem 200 Kubikzentimeter-Viertaktmotor von Blackburne 825 Reichsmark. Dieser Zukauf hatte seinen Grund möglicherweise in den hohen Kosten der eigenen Motorenfertigung und sollte die rentable Fertigung der Fahrzeuge weiterhin gewährleisten. Auch andere Teile, wie Laufräder und Federgabeln, wurden, wie heute noch üblich, von Zuliefern bereitgestellt. Doch die 1929 ausgebrochene Weltwirtschaftskrise und der damit verbundene Kaufkraftverlust sorgten auch bei E.B.S. für finanzielle Probleme. Vermutlich gegen Ende des Jahres 1930 musste Bauermeister einen Teil seines Fabrikgebäudes an die Firma Krone & Co. vermieten.

Im Juni 1931 veräußerte er den Bau endgültig an den Kaufmann Josef Simon.

Bauermeister konnte aber noch bis zur Aufgabe der Firma in seiner ehemaligen Produktionshalle weiterarbeiten. So endete im Jahre 1934 die Geschichte in der Behringstraße 50-56 in Baumschulenweg.

Aufgeben wollte Bauermeister aber nicht und zog mit seiner neu gegründeten Firma „Favorit“ in der Bodelschwinghstraße 22-24, um dort einen Neuanfang mit so genannten Kleinmotorrädern und seinen bereits bekannten „Favorit Seitenwagen“ zu beginnen.

Das ist aber eine andere Geschichte. Es sind nur sehr wenige Fahrzeuge der Firma E.B.S. erhalten geblieben und so auch nur selten auf Oldtimer-Veranstaltungen oder –Ausfahrten zu bestaunen.

Ich hoffe, mit diesem kleinen Bericht etwas Licht in das Dunkel um diese Berliner Motorradfirma gebracht zu haben. Vielleicht besitzt ja ein Leser oder Leserin noch weitere Informationen oder sogar Unterlagen über diese Firma. Eine Kontaktaufnahme wäre über die die Redaktion möglich und würde den Autor freuen.

(Autor: Stefan Rothe / Quelle: "Treptow-Köpenick 2016 - Ein Jahr und Lesebuch" Herausgeber: Kunstfabrik Köpenick )


Spaziergang durch Baumschulenweg

links: Matthias Schmidt, rechts: Andreas Freiberg
links: Matthias Schmidt, rechts: Andreas Freiberg

Am 14. Juni 2014 fand um 11:00 Uhr ein geschichtlicher Spaziergang mit den Ortschronisten Andreas Freiberg statt. Eingeladen hatte der SPD-Bundestags-abgeordneter Matthias Schmidt, der sein Büro "Schmidt´s Ecke" in der Ekkehardstraße hat. In der Führung wurde Geschichte der Baumschulenstraße wieder lebendig. Wissenswertes über den Ortsteil z.B. über frühere Kneipen, Ausflugsziele und den sogenannten Zirkusblock an der Köpenicker Landstraße konnte man erfahren. 

Bilder vom Spaziergang


Ortsteil Baumschulenweg

Motorradproduktion in Berlin-Baumschulenweg ? !

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich als berenteter Hobbyhistoriker mit der Geschichte von Berlin-Baumschulenweg. Immer wieder freue ich mich, wenn eine mir bisher unbekannte Ansichtskarte, ein neues Foto aus vergangenen Zeiten oder ein Zeitungsartikel mit historischem Bezug zu Baumschulenweg auf meinem Schreibtisch liegt. So ergeben sich noch heute neue Geschichten, die in bisherigen Publikationen noch keine Erwähnung fanden. Vor kurzem fand ich eine Ansichtskarte von vor 1930, auf welcher der Britzer Zweig-Kanal mit der Scheiblerstraße und das Güldenhofer Ufer zu sehen ist. In der Ferne (auf der anderen Seite des S-Bahn-Dammes) ist eine relativ große Fabrikhalle mit dem Logo einer Firma „E.B.S.“ zu erkennen. Diese muss sich also in der Behringstraße befinden. Im Berliner Adressbuch des Jahres 1925 ist diese Firma mit der Adresse Behringstr. 50 – 56 tatsächlich auch verzeichnet.
Der Name E.B.S. bedeutet „Ernst Bauermeister“ & Söhne.

Weitere Recherchen ergaben, dass diese Firma von 1924 bis 1930 existierte.
Als Motorradproduzent legte sie laut Prospekt Wert auf robuste Gebrauchsmotorräder, aber auch Sportmaschinen. Die Fahrgestelle wurden im eigenen Betrieb hergestellt. Hinsichtlich des Endes dieser Firma ließ sich nichts weiter recherchieren. Auch 1930 verlegte die Firma Krone & Co (gegründet im Jahre 1928 durch Gustav Krone und Leo Skrzypczynski), ihren Firmensitz in die Behringstraße 50 – 56.

Das Unternehmen entwickelte und produzierte elektrotechnische Geräte und Anschlüsse im fernmelde- und starkstromtechnischem Bereich. Des Weiteren arbeitete man an der Entwicklung hochwertiger Spezialsender und Empfänger. Was mit 5 Arbeitern begann, entwickelte sich zu einem mittleren Unternehmen mit 140 Angestellten bis 1935. Der Arbeitskräftezuwachs bis 1941 erfolgte auf 660 Mitarbeiter, wobei dann auch ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.

Nach Ende des Krieges wurde Skrzypczynski mit der Werkleitung beauftragt. Nach anfänglicher Produktion von Alltagsgegenständen wie Lockenwicklern, Kämmen, Gartengeräten oder Möbelknöpfen, richtete man den Fokus allerdings wieder auf die Fernmeldetechnik. Am 1. Oktober 1948 wurde die Firma dann auf Anweisung der Deutschen Treuhandverwaltung unter Zwangsverwaltung gestellt. Im Mai 1949 erfolgte die Übertragung der Firma in Volkseigentum als "RFT Gerätewerk Baumschulenweg VEB (Z)". 1952 dann die Umbenennung in "VEB Signalbau Berlin, Werk IV". Nach 1990 erfolgte die Abwicklung des Betriebs. Das Stadtarchiv Berlin erhielt den Aktenbestand aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Signal- und Sicherungstechnik Berlin. Eine Einsichtnahme in die Akten ist erst ab dem Jahre 2015 möglich. Das Fabrikgebäude ist aktuell dem Bau einer Altersresidenz gewichen. Das Wohnhaus allerdings steht noch heute. Hochinteressant ist die Lebensgeschichte des ehemaligen Firmenmitinhabers und späteren Werkleiters Leo Skrzypczynski, der mit seiner Ehefrau Erika bis Mitte der 30er Jahre in der Behringstraße 50 wohnte, so wie auch der Mitinhaber der Fa. Krone & Co, Gustav Krone.
Wahrscheinlich aus beruflichem Anlass hatte Skrzypczynski ab 1935 Bekanntschaft mit Mitgliedern der „Roten Kapelle“, eine Gruppe von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus. Darunter u. a. Arvid Harnack, Karl Behrens und Hans-Heinrich Kummerow, die 1943 zum Tode verurteilt und 1944 hingerichtet wurden. Sein Wissen über die in der Firma Krone hergestellten Rüstungsprodukte wurde durch Skrzypczynski weitergegeben. Es erfolgte auch die Unterstützung jüdischer Freunde.
Wie die meisten Mitglieder der „Roten Kapelle“ wurde auch er im September 1942 verhaftet, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Es erfolgte jedoch eine Einweisung in das KZ Sachsenhausen, wo er erst im April 1945 freikam. Später war er Gründer und Leiter der schwedischen Treuhand AG in Berlin-Zehlendorf.
Es ist immer wieder interessant, bei welchen Geschichten und Lebensläufen man mitunter beim genaueren Anschauen einer historischen Ansichtskarte von Baumschulenweg landen kann.

Andreas Freiberg


Interview mit Herrn Freiberg

Initiator und Projektveranstalter von Baumschulenweg über die Geschichte seines Ortsteil im Interview.


Anzeigen Baumschulenstraße 1939


Stolpersteinverlegung am Rodelbergweg


Ein Spaziergang durch die Baumschulenstraß


Straßenbahn im Baumschulenweg