Aktuelles aus Altglienicke und vom Bürgerverein


Gemeinsames Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Altglienicke

Der zentrale Teil der Gedenkstunde, das Verlesen der 1370 Namen (Bild: BVA)
Der zentrale Teil der Gedenkstunde, das Verlesen der 1370 Namen (Bild: BVA)

Es braucht keinen Russlandfreund F-W Steinmeier oder einen Lügner O. Scholz, die mit wohlfeilen Reden etwas beschwören wollen, woran sie weder glauben, oder es je ernst gemeint zu haben.

Es braucht echte, ehrliche Menschen, die humanistische Werte Leben und auch propagieren. So wie jedes Jahr die Mitglieder der Katholischen Gemeinde Treptow-Köpenick, an der Spitze ihr leitender Pfarrer Mathias Laminski, welche seit dem Bestehen des Erinnerungsortes auf dem Städtischen Friedhof Altglienicke, der 1370 Opfer von Naziwillkür und Gewalt jeweils am 27.1. gedenken.

Selbstverständlich auch die Mitglieder des Bürgervereines Altglienicke, allen voran Klaus Leutner, der Initiator der Entstehung dieses Gedenkortes, sowie zahlreiche Altglienicker und viele weitere geschichtlich interessierte Berliner aus allen Bezirken, finden sich zum gemeinsamen Gedenken am 27.1. zusammen.

Inzwischen sind auch viele Vertreter der Bundes- und Landespolitik am 27.1. mit dabei, Ana-Maria Trasnea, Oliver Igel, Dr. Claudia Wein, Elke Breitenbach und Dr. Claudia Leistner hoben zu Recht in ihren Reden hervor, dem schon immer vorhandenen, in der neuesten Zeit allerdings überbordendem Rechtsradikalismus, die Stirn zu bieten.

Ein weiterer Gast, nicht zuletzt der persönlichen Freundschaft zu Klaus Leutner geschuldet, war der polnische Botschafter Dariusz Pawlos. Sind doch polnische Staatsbürger die größte nichtdeutsche Opfergruppe, deren Aschen hier auf dem Friedhof bestattet sind.

Herr Botschafter Dariusz Pawlos, sowie politische Vertreter aus der Bundes- und Landespolitik, beteiligten sich auch an der Verlesung der 1370 Namen, welche unter Orgelklängen gespielt von Kirchenmusiker Tobias Segsa simultan von den Mitgliedern der Katholischen Gemeinde vorgelesen wurden.

Hier spät im Text, allerdings die wichtigsten Teilnehmerinnen an diesem würdevollen Ereignis auf dem Erinnerungsort Altglienicke, waren die Angehörigen ermordeteter Naziopfer. Krystina Iwanitzka, die Urnichte von Pfarrer Waclaw Zienkowski, der am 5. August 1940 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde, angereist trotz Bahnstreiks aus Warschau. Aus Flensburg kommend Frau Anja Funk-Klebe, die Urenkelin von Konradt Weißgerber aus Lötzen, heute Gizycko, der am 26. Juni 1942 im Gefängnis Plötzensee ermordet wurde.

Gemeinsam lasen sie mit den Gemeindemitgliedern die Namen der 1370 hier bestatteten Opfer vor, Seite an Seite, für mich als Beobachter ein bewegender Moment!

In den Reden der Politiker so oft beschworen, leider kaum gehört, dieses „Nie Wieder“ der Nazibarberei, sollte endlich Grundwissen und Grundausstattung jeder Schulbildung in diesem kapitalistischen Land werden. Anderenfalls ist 1933 nicht mehr weit!

(Ronald Seiffert - Bürgerverein Altglienicke e.V.)           


Feliks Lipinski 18.05.1898 – 30.11.1940                        Baboszewo – KZ Sachsenhausen - Einer von 1370

Feliks und Lucyna mit Lech auf dem Schoß, rechts und links Lech`s Cousins 1935 (Bild: BVA)
Feliks und Lucyna mit Lech auf dem Schoß, rechts und links Lech`s Cousins 1935 (Bild: BVA)

Am 21. September 2021 wurde der Erinnerungsort für die 1370 Ermordeten der Nazibarberei 1933 bis 1945, auf dem Städtischen Friedhof Altglienicke eingeweiht. Der Initiator dieses würdigen Gedenkortes Klaus Leutner, fand die Namen der dort anonym bestatteten Menschen, in jahrelanger Recherchearbeit heraus. Nun stehen sie alle auf großen Glastafeln, für Jedermann sichtbar, auch in ihrer schieren Masse erfahrbar! 

Einige Nachfahren konnten ermittelt werden, so daß auch der Enkel und Urenkel von Feliks Lipinski, Bjork und sein Sohn Jakub, an der Einweihung teilnehmen konnten. Nach der Veranstaltung wurden Vater und Sohn zu einem gemeinsamen Essen eingeladen, wobei wir uns miteinander bekannt machten, bei interessanten Gesprächen den Abend verbrachten.

Dort erzählten sie mir die Geschichte von Feliks Lipinski, die ich hier als ein Beispiel für 1370 weitere, kurz beschreiben möchte.

Feliks Lipinski , geboren am 18. Mai 1898 in der Gemeinde Baboszewo, im Osten Polens. Er erlernte den Beruf eines Maurers, betrieb allerdings bald danach ein Lebensmittelgeschäft, sowie eine Gaststätte, in der sich die Baboszewoer Einwohner trafen.

Am 26. Dezember 1933 heiratete er Lucyna Kownacka. Während des Krieges versorgte er weiterhin die Einwohner mit Nahrungsmitteln, aber auch Bewohner des Umkreises von Baboszewo, was von den Deutschen Besatzern verboten worden war. Aus diesem Grund wurde er am 19.04.1940 in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Der 30.08.1940, war der Tag der Verlegung in das Konzentrationslager Sachsenhausen, in dem er am 30.11.1940 zu Tode kam.

Er hinterließ eine trauernde Ehefrau, Lucyna Lipinski, sowie drei nun vaterlose Kinder, Lech Mikolaj – Teresa Anna – Zenon Longin Lipinski.

Ein Beispiel von 1370 Mal Ungerechtigkeit, nur auf unserem Friedhof!

(Ronald Seiffert - Bürgerverein Altglienicke e.V.)


Aufruf Festkomitee 650 Jahre Altglienicke

Noch ist es etwas hin, aber nicht mehr lange. Und eine solche Organisation und deren Finanzierung braucht Vorlauf. Im Jahr 2025 jährt sich zum 650. Male die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Glinik im Landbuch Kaiser Karl IV., das heißt Altglienicke feiert einen runden Geburtstag. Genau wie zum 625-jährigen Jubiläum im Jahr 2000 soll dazu wieder ein buntes Festprogramm stattfinden, welches aus Ausstellungen, Festumzug, Lesungen, Rundgängen und Straßenfest bestehen könnte. Vor einem Vierteljahrhundert war als Veranstalter der Bürgerverein Altglienicke e.V. personell noch breiter aufgestellt, allerdings ist aber auch an uns die demographische Entwicklung nicht voran gegangen. Wir sind nur noch ein kleiner Verein von wenigen Ehrenamtlichen. Gerne begleiten wir wieder ein Festprogramm, aber ein Jubiläumsfest geht nur, indem alle in Altglienicke gemeinsam an einem Strang ziehen, also alle mitmachen, alle Einrichtungen, Initiativen, Kirchen, Schulen, Vereine etc., aber auch weitere interessierte Bürger. Von daher soll bald ein Festkomitee gebildet werden, das sich Gedanken macht, wie man das Ortsteiljubiläum im Jahr 2025 würdig begehen kann.

Wer Interesse hat dabei mitzumachen, schreibe dazu an den Bürgerverein Altglienicke e.V. unter buergerverein@altglienicke24.de.


Vielen Dank für Ihre Unterstützung geht an:

Der Dörferblick
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